Saison 2018

Ertragslage

2018 war ein anspruchsvolles Jahr. Die Frühtracht startete wegen der milden Temperaturen im März sehr zeitig im Frühjahr, als die Bienenvölker noch nicht recht durchlenzt waren: Die Sommerbienen hatten noch nicht richtig mit dem Eintrag beginnen können, da waren die Obstbäume und sonstigen Frühblüher schon verblüht. Und als die Völker dann so richtig in Sammellaune gekommen sind, war gerade Trachtpause. Für die Imker in ländlichen Gegenden war das besonders bitter; denn Folgetrachten bestehen dort nur aus Monokulturen, vor allem Raps. Hat man aber gerade kein Rapsfeld zur Hand, sieht es schlecht aus.

 

In der Stadt ist das anders: Viele Bäume und Sträucher legen im Mai und Juni erst los. In München sind Sommer- und Winterlinden die Brotbäume der Bienen.

Eigentlich sollte es also mit der Ertragslage bei unseren Völkern nicht schlecht ausgesehen haben, Linde sei Dank. Unsere Damen traten aber lange Zeit in den (zunächst) unbefristeten Honigstreik. Die gesamte Sommerlinde war verblüht, als der Bienenbetriebsrat umgestimmt werden konnte und die Honigräume langsam angenommen wurden. Auf das Zufüttern haben wir bewusst verzichtet; die Natur sollte ihren Lauf von allein nehmen. Und so kam es dann auch: Zur Winterlindenblüte wurde fleißig auf Ertrag geflogen und die Honigräume füllten sich.

Ernte

Der richtige Erntezeitpunkt ist schwer zu bestimmen und hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem Trachtlage, Witterung, Eintrag und Varroa-Belastung. Da auf dem Lehrbienenstand ein vorgegebener Varroa-Behandlungstermin eingehalten werden muss (was durchaus sinnvoll ist) und der Eintrag 2018 eher schleppend voranging, haben wir mit dem Abschleudern vergleichsweise lang gewartet. Am 22.7.18 wurden die Honigräume abgenommen und geschleudert.

Zwar haben die Bienen für eine Zeit lang ausreichend Futter im Brutraum angesammelt, aber für den Winter muss der Imker nachhelfen. Bis zum Behandlungstermin blieb noch eine knappe Woche Zeit, damit ein erster Futterstrom eingelagert werden kann. Dann herrschte während der Varroabehandlung knapp zwei Wochen Fütterungspause. Danach wurde über knapp einen Monat weiter zugefüttert, bis die Bienen Ende August komplett winterfertig waren: Deckel drauf, Bienen (hoffentlich bis Frühjahr 2019) nicht tot.

Honig

Die Ernte 2018 besteht vorwiegend aus Blütenhonig der Winterlinden aus den Isar-Auen.  Der Honig ist daher vergleichsweise hell und behält seine cremig-zähflüssige Konsistenz bis in den Winter 2018 hinein. Ab dann beginnt er zunehmend zu kristallisieren. Der Honig bekommt eine perlmuttartige Färbung und wird zunehmend zähflüssiger. Der Geschmack leidet darunter jedoch nicht. Auf ein Rühren des Honigs haben wir deshalb verzichtet; das wäre erst ab Einsetzen der Krisallisierung im Winter möglich gewesen. Dann steht der Honig aber bereits einige Zeit herum. Ein komplettes Durchhärten, wie bei Rapshonigen, ist nicht zu erwarten, könnte aber im Wasserbad bei 35 Grad Celsius problemlos rückgängig gemacht werden.

Mit 17 % Wassergehalt zählt unser Honig aus dem Jahr 2018 zu den wasserärmeren und genussreicheren Honigen. Ganz frisch verzehrt schmeckt er (zumindest uns) immer noch am besten. Guten Appetit!

Füttern & Überwintern

Die Varroamilbe sitzt den Bienen sprichwörtlich "im Gnack", fügt vorallem der Brut großen Schaden zu und schwächt so das Volk. Also: Behandeln, Kontrollieren, Behandeln, Kontrollieren, Behandeln, usw. Zwischen den beiden Spätsommerbehandlungen muss dann die Auffütterung der Bienen erfolgen. Und das oft nicht, weil der Imker zu viel Honig weggenommen hat, sondern deshalb, weil die Völker es ohne zufüttern gar nicht über den Winter schaffen würden. So auch beim Volk Agathe: Knapp 10 Kilo Honig waren im Volk, für die Überwinterung braucht es aber gerne mal gute 20 Kilo. Also herrscht Handlungsbedarf: Über Futterwannen, die anstelle der Waben im Honigraum hängen, können die Arbeiterinnen Sirup aufnehmen und in den Brutraum einlagern. Nach der Fütterung sollten dann im Idealfall 6-7 schöne Futterwaben und 3 Brutwaben im Volk sein (Dadant-Beutenmaß), aus dem im Herbst die Winterbienen entstehen.

 

Winterbienen unterscheiden sich von Sommerbienen nur in ihrer Aufgabe: Fett sein, Königin beheizen, nicht fliegen, fünftmal so alt wie Sommerbienen werden und so das Volk über den Winter bringen. Im nächsten Frühjahr ziehen die Winterbienen die neue Brut auf; erst dann haben sie ihre Aufgabe erledigt. Sie durchlaufen also keine typische Entwicklung einer (Sommer-)Arbeiterin von der Putzbiene zur Flugbiene.

 

Das System ist allerdings etwas störanfällig: Fliegen die Winterbienen dann doch, weil es im Spätherbst/Winter/Spätwinter zu warm ist, sinkt ihre Lebenserwartung. Dann stehen unter Umständen für die kalten Wochen zu wenig Winterbienen zur Verfügung, um die Königin zu versorgen (das Volk schrumpft im Winter ohnehin von ca. 50.000 auf 10.000 Bienen) und um im Frühjahr die erste Sommerbienenbrut aufzuziehen. Ist es also im Winter zu warm, sieht es für die Bienen in der nächsten Saison schlecht aus. Solche "Problemwinter" sind für die Bienenbestände einer ganzen Region gefährlich. Der Herbst und der Frühwinter 2018 zeigen solche ersten Indikationen: sehr warme Temperaturen bis weit in den November hinein. Am Flugloch reges treiben. Wie sich das auf die Saison 2019 auswirken wird, bleibt abzuwarten und hängt auch von einem (hoffentlich) frühen Trachtstart im Frühjahr ab.